LOGOPÄDISCHE PRAXIS SEEL

Aphasien

Neurologische Sprachstörungen Aphasien sind zentral bedingte Sprachstörungen, also ausgelöst durch eine Schädigung des Zentralen Nervensystems, die zu einer Beeinträchtigung der verschiedenen Komponenten des Sprachsystems führen. Betroffen sind (in unterschiedlichem Ausmaß) Artikulation, Wortschatz, Grammatik und Sprachverständnis. Lesen und Schreiben sind meist ebenso betroffen. Häufig gehen Aphasien mit einer i. d. R. rechtsseitigen Lähmung (Hemiparese) des Armes und evtl. auch des Beines einher. Es können Einschränkungen des Gesichtsfeldes (Hemianopsien) auftreten. Auch weitere Funktionsausfälle wie z. B. räumliche Orientierungsstörungen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sowie psychische Veränderungen können auftreten. Intelligenz, Denken und Bewusstsein sind meist nicht gestört. Ein Aphasiker hat seinen vollen Verstand. Er nimmt seine Umwelt normal wahr. Allerdings ist er nicht selten psychisch verändert (beispielsweise depressiv, lustlos, ungeduldig oder aggressiv). Das können normale Reaktionen angesichts der plötzlichen totalen Veränderung seiner Lebensumstände sein. Ursachen Eine Aphasie entsteht in der überwiegenden Zahl der Fälle durch einen Infarkt/Schlaganfall. Dabei werden durch Gefäßverschlüsse oder raumfordernde Blutungen bestimmte Hirnbereiche nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Das Ergebnis ist eine Zerstörung von Gehirngewebe. Auch Schädel-Hirntraumen, Tumorerkrankungen, Abszesse oder Degenerationsprozesse wie z. B. Morbus Alzheimer oder Demenzen können Aphasien auslösen. Aphasien sind in ihrer Art und Ausprägung sehr unterschiedlich, abhängig von Ort und Ausmaß der Schädigung. Da die für die Sprachverarbeitung zuständigen Bereiche zu einem hohen Prozentsatz in der linken Gehirnhälfte liegen, führen Schädigungen der linken Hirnhälfte mit einer erheblich größeren Wahrscheinlichkeit zu Sprachstörungen als Verletzungen der rechten Hirnhälfte. Symptome der Aphasie (vier Hauptformen): Amnestische Aphasie Sprechtempo, Artikulation und Sprachverständnis sind meist nicht oder nur wenig gestört. Das auffallendste Merkmal sind die sogenannten Wortfindungsstörungen, d. h. auf das gesuchte Wort kann man gerade nicht zugreifen - es fällt einem nicht ein. Broca-Aphasie Das auffälligste Symptom ist der sogenannte „Telegrammstil“, z. B. „Ich Kaffee trinken Zimmer“ statt „Ich möchte in meinem Zimmer einen Kaffee trinken“. Der Wortschatz ist stark eingeschränkt, das Sprechtempo ist erheblich verlangsamt. Häufig kommt eine „verwaschen“ klingende Aussprache hinzu (siehe auch Dysarthrie ). Auch Laute werden oft vertauscht, ersetzt oder ausgelassen, wie z. B. „Bansane“ statt Banane oder „Frasche“ statt Flasche. Das Sprachverständnis ist relativ gut erhalten. Wernicke-Aphasie Das Sprechtempo ist flüssig, in manchen Fällen sogar überschießend. Häufig kommt es zu Veränderungen der Laute, wie sie auch bei der Broca-Aphasie beschrieben werden. Menschen mit Wernicke-Aphasie haben sogenannte semantische Paraphasien, d. h. sie sagen beispielsweise anstelle von „Tisch“ versehentlich „Stuhl“ oder erfinden sogar ein Wort dafür, das es gar nicht gibt (Wortneuschöpfungen). Das Sprachverständnis ist i. d. R. sehr stark gestört.

Globale Aphasie

Die Globale Aphasie ist die schwerste Aphasieform. Patient*innen mit einer Globalen Aphasie können ausschließlich Einzelwörter sprechen bzw. haben sogenannte Sprachautomatismen (z.B. „didididi“). Das Sprachverständnis ist sehr stark gestört. Neben den oben beschriebenen Hauptformen gibt es auch noch Sonderformen sowie nicht- klassifizierbare Aphasien, also Aphasien, die keiner bestimmten Sparte zugeordnet werden können.

Die Rehabilitation von Patient*innen mit Aphasie

Durch gezielte sprachtherapeutische Behandlung können wesentliche Verbesserungen der aphasischen Defizite erzielt werden. Dabei hängt der Erfolg elementar von einer frühestmöglichen Behandlung ab. Es bedarf einer umfassenden sprachlichen Stimulierung. Soziale Kontakte sind für die Patient*innen sehr wichtig. Für Menschen mit Aphasie ist es eine quälende Erfahrung, Sprache nicht mehr wie bisher zur Verfügung zu haben und dadurch Wünsche und Gefühle nicht ausdrücken zu können. Sie brauchen Verständnis und das Gefühl, dass sie als die Menschen, die sie bisher waren, akzeptiert und respektiert werden. Sie dürfen unter keinen Umständen wie ein Kind angesprochen oder behandelt werden. In der logopädischen Therapie wird mit Hilfe eines Testverfahrens Art und Ausmaß der Aphasie ermittelt und es erfolgt eine individuell auf den Patienten/die Patientin und auf die jeweilige Aphasieart sowie den Schweregrad abgestimmte Behandlung. Es handelt sich hierbei in den meisten Fällen um Langzeittherapien. Patient*innen und Angehörige müssen also viel Geduld aufbringen. Bei der Aphasietherapie spielt die Angehörigenberatung und -information eine besonders große Rolle.

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Aphasien

Neurologische Sprachstörungen Aphasien sind zentral bedingte Sprachstörungen, also ausgelöst durch eine Schädigung des Zentralen Nervensystems, die zu einer Beeinträchtigung der verschiedenen Komponenten des Sprachsystems führen. Betroffen sind (in unterschiedlichem Ausmaß) Artikulation, Wortschatz, Grammatik und Sprachverständnis. Lesen und Schreiben sind meist ebenso betroffen. Häufig gehen Aphasien mit einer i. d. R. rechtsseitigen Lähmung (Hemiparese) des Armes und evtl. auch des Beines einher. Es können Einschränkungen des Gesichtsfeldes (Hemianopsien) auftreten. Auch weitere Funktionsausfälle wie z. B. räumliche Orientierungsstörungen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sowie psychische Veränderungen können auftreten. Intelligenz, Denken und Bewusstsein sind nicht gestört. Ein Aphasiker hat seinen vollen Verstand. Er nimmt seine Umwelt normal wahr. Allerdings ist er nicht selten psychisch verändert (beispielsweise depressiv, lustlos, ungeduldig oder aggressiv). Das können normale Reaktionen angesichts der plötzlichen totalen Veränderung seiner Lebensumstände sein. Ursachen Eine Aphasie entsteht in der überwiegenden Zahl der Fälle durch einen Infarkt/Schlaganfall. Dabei werden durch Gefäßverschlüsse oder raumfordernde Blutungen bestimmte Hirnbereiche nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Das Ergebnis ist eine Zerstörung von Gehirngewebe. Auch Schädel- Hirntraumen, Tumorerkrankungen, Abszesse oder Degenerationsprozesse wie z. B. Morbus Alzheimer oder Demenzen können Aphasien auslösen. Aphasien sind in ihrer Art und Ausprägung sehr unterschiedlich, abhängig von Ort und Ausmaß der Schädigung. Da die für die Sprachverarbeitung zuständigen Bereiche zu einem hohen Prozentsatz in der linken Gehirnhälfte liegen, führen Schädigungen der linken Hirnhälfte mit einer erheblich größeren Wahrscheinlichkeit zu Sprachstörungen als Verletzungen der rechten Hirnhälfte. Symptome der Aphasie (4 Hauptformen): Amnestische Aphasie Sprechtempo, Artikulation und Sprachverständnis sind meist nicht oder nur wenig gestört. Das auffallendste Merkmal sind die sogenannten Wortfindungsstörungen, d. h. auf das gesuchte Wort kann man gerade nicht zugreifen - es fällt einem nicht ein. Broca-Aphasie Das auffälligste Symptom ist der sogenannte „Telegrammstil“, z. B. „Ich Kaffee trinken Zimmer“ statt „Ich möchte in meinem Zimmer einen Kaffee trinken“. Der Wortschatz ist stark eingeschränkt, das Sprechtempo ist erheblich verlangsamt. Häufig kommt eine „verwaschen“ klingende Aussprache hinzu (siehe auch Dysarthrie ). Auch Laute werden oft vertauscht, ersetzt oder ausgelassen, wie z. B. „Bansane“ statt Banane oder „Frasche“ statt Flasche. Das Sprachverständnis ist relativ gut erhalten. Wernicke-Aphasie Das Sprechtempo ist flüssig, in manchen Fällen sogar überschießend. Häufig kommt es zu Veränderungen der Laute, wie sie auch bei der Broca-Aphasie beschrieben werden. Menschen mit Wernicke-Aphasie haben sogenannte semantische Paraphasien, d. h. sie sagen beispielsweise anstelle von „Tisch“ versehentlich „Stuhl“ oder erfinden sogar ein Wort dafür, das es gar nicht gibt (Wortneuschöpfungen). Das Sprachverständnis ist i. d. R. sehr stark gestört.

Globale Aphasie

Die Globale Aphasie ist die schwerste Aphasieform. Patient*innen mit einer Globalen Aphasie können ausschließlich Einzelwörter sprechen bzw. haben sogenannte Sprachautomatismen (z.B. „didididi“). Das Sprachverständnis ist sehr stark gestört. Neben den oben beschriebenen Hauptformen gibt es auch noch Sonderformen sowie nicht-klassifizierbare Aphasien, also Aphasien, die keiner bestimmten Sparte zugeordnet werden können.

Die

Rehabilitation

von

Patient*innen

mit

Aphasie

Durch gezielte sprachtherapeutische Behandlung können wesentliche Verbesserungen der aphasischen Defizite erzielt werden. Dabei hängt der Erfolg elementar von einer frühestmöglichen Behandlung ab. Es bedarf einer umfassenden sprachlichen Stimulierung. Soziale Kontakte sind für die Patient*innen sehr wichtig. Für Menschen mit Aphasie ist es eine quälende Erfahrung, Sprache nicht mehr wie bisher zur Verfügung zu haben und dadurch Wünsche und Gefühle nicht ausdrücken zu können. Sie brauchen Verständnis und das Gefühl, dass sie als die Menschen, die sie bisher waren, akzeptiert und respektiert werden. Sie dürfen unter keinen Umständen wie ein Kind angesprochen oder behandelt werden. In der logopädischen Therapie wird mit Hilfe eines Testverfahrens Art und Ausmaß der Aphasie ermittelt und es erfolgt eine individuell auf den/die Patient*in und auf die jeweilige Aphasieart sowie den Schweregrad abgestimmte Behandlung. Es handelt sich hierbei in den meisten Fällen um Langzeittherapien. Patient*innen und Angehörige müssen also viel Geduld aufbringen. Bei der Aphasietherapie spielt die Angehörigenberatung und - information eine besonders große Rolle.